Seit einigen Jahren fahre ich bereits ins Cadore und habe dort inzwischen schon einige Leute kennengelernt. Hinter all diesen Leuten stehen Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden, die das Cadore ausmachen und erst dadurch den 360° Blick vervollständigen. Die Berge gibt es so wie so einfach dazu.



Ausblick aus der Bar La Tappa in Valle di Cadore
Einige meiner Freunde arbeiten z.B. in einer Gensossenschaft, die sich ihren Namen nach ihrer Region gegeben hat. Die Genossenschaft heißt „La Cadore“ und sie kümmert sich um viele Arbeiten in den Gemeinden, z.B. der Wald- und Flurbereinigung.

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Die Genossenschaft La Cadore stellt sich vor
Von den Waldarbeitern habe ich z.B. gelernt, dass Bäume und Wald per sé nicht unbedingt gut sind. Im Cadore wurden seit dem 18. Jahrhundert zur Holzproduktion schnell wachsende Tannen angepflanzt, die sich – nachdem die Holzproduktion nicht mehr lohnte, unkontrolliert ausgebreitet haben. Einheimische Pflanzen wurden verdrängt und die ehemaligen Almwiesen sind längst schon mit undurchdringlichem Tannenwald überwuchert. Als Monokultur ist dieser Wald nicht nur besonders anfällig für Schädlinge, Krankheiten oder Wettereinflüsse sondern verhindert auch die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit einer Kulturlandschaft, die für Jahrhunderte durch ihre Landwirtschaft für ihre Bewohner sorgte.


Zusammenhänge im Hochmoor von Danta
Die Geschichten über die Bewohner und Persönlichkeiten des Cadores sind nicht offensichtlich, sie preisen sich nicht marktschreierisch den Vorübergehenden an – was vielleicht auch der Charakteristik einer schwer zugänglichen Berglandschaft entspricht, vor deren Hintergrund sich die Handlungen abspielen und die durch ihre Unwegbarkeiten, Kanten, Abgründe und Ausblicke sowohl die Handlungen als auch ihre Akteure beeinflusst. Diese Geschichten möchte ich erzählen und euch einladen, selbst euer Geschichten über das Cadore zu erzählen. Wie seit ihr im Cadore gelandet? Was ist euch passiert? Wen habt ihr getroffen? Was könnt ihr empfehlen? Ich hoffe nach und nach schaffen wir es, den Schönheiten, Werten und Menschen dieser Region gerecht zu werden und uns durch unterschiedliche Einblicke und Geschichten ins Staunen über eine einzigartige Region mit vielen Facetten zu versetzen. Nach und nach wird aus diesem Blog ein Kaleidoskop, durch dessen Bilder man nur noch Lust bekommt einzutauchen - Nicht jede und jeder wohlgemerkt.
„Ich war gerade im Cadore“, erzähle ich meinen Freunden und sie schauen verwundert: „ Wo liegt das denn?“ Ich trete etwas zurück vor den unzähligen Möglichkeiten, die es gibt, um diese Frage zu beantworten. Ich sage nur: „Das Cadore liegt in den Dolomiten“ „Ah, Südtirol, die drei Zinnen.“ Ich sage: „ Ja, die drei Zinnen liegen im Cadore, aber das ist nicht Südtirol – es liegt ganz woanders und ist etwas ganz anderes. Das Cadore ist eine Region für alle, die sowohl das Gebirge als auch Italien lieben.“

Stefan Golin in Dosoledo vor seinen Baumskulpturen


Ich überlege, ob ich sie fragen soll, ob sie sich schon einmal mit dem Eismacher ihrer italienischen Eisdiele unterhalten haben – der wahrscheinlich irgendwann einmal aus dem Cadore ausgewandert ist, um in Deutschland sein Glück zu versuchen. Aber ich sage nur: „Wenn man von Österreich aus mit dem Auto nach Venedig fährt, dann kommt man durchs Cadore.“

Daniela Zambelli in Comelico Superior


Oje, jetzt habe ich das Cadore als einen Durchgangsort definiert, um nach Venedig zu fahren. Dabei ist Venedig ohne das Cadore undenkbar – wurde doch Venedig aus dem Holz aus dem Cadore von zehntausenden Wanderarbeiten gebaut, die das Holz aus den Bergen über die Flüsse dorthin geflößt haben. Selbst die Nägel stammen aus dem Eisenerz, das in den Mienen des Cadores gewonnen wurde. Aber es stimmt, die meisten kennen das Cadore leider nur als einen Durchgangsort, der zwar die Durchfahrt mit eindrucksvollen Landschaftseindrücken belohnt, aber sich sonst nicht so leicht als bekannter Urlaubsort konsumieren lässt. Dabei ist es ganz einfach, die Schönheiten des Cadores kennenzulernen. Man muss nur einmal anhalten, sich umschauen und allmählich entdeckt man ein wirklich einzigartiges Italien, das nur ein Katzensprung von Deutschland oder Österreich entfernt ist und trotzdem die Qualtiäten eines Geheimtips aufweist. Vielleicht ist das Cadore nicht für jeden, aber wer will das schon?

Auf dem Monte Zovo: In der kleinen Schutzhütte war auch öfters mal der Papst! zu Gast.

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